Sie ist präzise, ruhig, fokussiert und gelassen. Das muss Ilka Minor auch sein, wenn sie neben kühnen Rallyepiloten sitzt, die in tapferem Tempo über Schotterstraßen preschen, und den Jungs dabei sagt, wo’s langgeht. Denn während des Rennens können die Piloten nicht auf Sicht fahren. Das Sehen, das Vorausschauendenkenlenkenbremsen, übernimmt der Copilot bzw. die Copilotin.
Ilka Minor.
Seit 20 Jahren frönt sie nun dem Rallyesport, ans Steuer wollte sie allerdings nie. „Ich fahre ziemlich gut, aber mit dem, was die Jungs da machen, kann ich nicht mithalten.“

Als Copilotin hingegen kann ihr kaum jemand das Wasser reichen. Ihr Talent war bereits vor 20 Jahren erkennbar, als ihrem damaligen Freund zwei Wochen vor einem Rennen der Beifahrer ausfiel. „Er hat mich gefragt, ob ich das Beifahren mal probieren will.“ Sie wollte, es gefiel ihr, und sie brachte sich das Notwendigste selbst innerhalb weniger Tage bei.

Mittlerweile ist Ilka Minor so gut, dass sie nicht nur mit dem schwedischen Rallyefahrer Henning Solberg in der Weltmeisterschaft mitfährt, sondern auch als Lehrerin für ein junges Talent angeheuert wurde. Der 16-jährigen italienischen Nachwuchspilotin Tamara Molinaro bringt Minor bei, wie ein Schrieb (auch Pacenote oder Roadbook genannt) erstellt wird und wie man darauf hört.

Ääääktschn! Ilka Minor springt mit Henning Solberg im Ford Fiesta. Und dabei auch noch Roadbook lesen …

„Jeder Pilot, jedes Team kommuniziert natürlich auf individuelle Art und Weise“, schildert die 39-jährige gebürtige Kärntnerin, aber im Grunde enthält jeder Schrieb alle Informationen der Rallyestrecke: Verlauf und Länge von Streckenabschnitten, Kurvenradien, Sprungkuppen und Kompressionen (Täler), Bodenbeschaffenheit, wo und wie sich der Untergrund ändert, Licht-Schatten-Verhältnisse, mögliche Geschwindigkeiten, Schaltvorgänge oder Bremswege und vieles mehr.
All das wird vorab bei der Kursbesichtigung genau protokolliert. Während des Rennens muss Ilka Minor höchst konzentriert gleichzeitig auf Schrieb und Strecke schauen und dem Fahrer diese Daten permanent mitteilen. „Die Leute glauben manchmal, die eigentliche Arbeit mache nur der Fahrer, dabei machen beide gleichviel.“

Ein Auto im Mohnfeld! Sieht lieblich und entspannt aus, de facto arbeitet das Team Solberg/Minor im Auto höchst konzentriert.

Das verlangt von Fahrer und Beifahrerin Vertrauen, hohe Aufmerksamkeit, Können und natürlich Kraft, physisch wie psychisch. Ilka Minor hält sich dafür mit Laufen, Kraftsport und Bergtouren fit.
Ihr bedeutendstes Rennen war in Zypern 2005, weil es ihr erster Podiumsplatz in der Weltmeisterschaft war. Unfälle hat sie natürlich erlebt, kam aber stets glimpflich davon. Sogar 2010, als sie sich bei einem relativ harmlosen Unfall einen Brustwirbel brach. „Es hat nicht mal weh getan, nur die Operationsschmerzen hab‘ ich lange gespürt. Und ich hatte saumäßig Glück, der Wirbel war um 50 Prozent verschoben!“

Im täglichen Verkehr bewegt sich die zierliche Rennsportlerin übrigens durchaus gemäßigt fort. Was sie sonst noch an Autos mag, und worauf sie als erstes bei einer Karosse blickt, verrät sie im Mobilerap!

In die Berg‘ is sie gern! Abseits der Rallyepisten zieht es Ilka Minor in die Berge.

Ilka Minor im Mobilerap

  • An einem freien Tag … geh‘ ich gern auf den Berg.
  • Auf der Autobahn: Gleiten oder Glühen? – Gleiten, weil du am Ende eh gleich schnell bist wie die Glüher, dafür mit weniger Risiko.
  • Auf die Palme bringt mich  … penetrantes Linksfahren auf der Autobahn.
  • Automatik oder manuelle Schaltung? Manuell, gibt mehr Spaß auf kurvigen Strecken!
  • Bei einem Auto schaue ich zuerst … auf die Felgen.
  • Bei einer Reifenpanne … wechsle ich den Reifen.
  • Die drei wichtigsten Funktionen bei einem Auto sind für mich … Tempomat, Klimaanlage, Radio.
  • Ein starker Motor ist für mich … im Rallysport wie die Butter aufs Brot. Privat schön, wenn man es hat, aber nicht ausschlaggebend.
  • Privat fahre ich … ein Auto, das mich von A nach B bringt, in einer normalen Geschwindigkeit.
  • Frauen in der Rallye-Branche sind … unverzichtbar. Es wär’ fad, wenn da nur die Jungs rumturnen.
  • Gut Auto fahren heißt … sich selbst und andere nicht zu gefährden.
  • Ich bin gerne Frau, weil … ich mehrere Sachen gleichzeitig machen kann.
  • Morgens vor dem Spiegel benötige ich … nicht viel Zeit.
  • Spitznamen für Autos finde ich … etwas übertrieben, aber wer’s mag.
  • Tempo 130 oder kein Limit auf der Autobahn? Tempolimit ist ok, könnte aber auch 140 sein.
  • Zufrieden macht mich … eine Rallye ohne größere Probleme zu beenden und gutes Essen.

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