Halloween ist auch nicht mehr das, was es mal für mich war.

Ich rede jetzt nicht von Kürbisfesten, auf denen ich sexyorangschwarz gekleidet mit dunkeldüsterem Lidstrich rümhüpfe und als Hexe oder Horrorwesen mein Wesen treibe.
Nein. Die innere Sau lass’ ich bei anderen Gelegenheiten raus.

Es warat vielmehr wegen dieser Zuckerleintreibungen. Denn Kommerz hin oder her: Ich find’s nach wie vor entzückend, wenn meterhohe Menschlein als Hexen, Skelette und Monster verkleidet in Herden durch die Straßen galoppieren und alle paar Meter „Süßes oder Saures!“ kreischen.

Früher mal, als die besten Buben – die mittlerweile prächtigste Pubertierende auf dem unbeirrbarem Weg zum IrgendwannmaldannMannsein sind – mit Freunden und Freundesfreunden auf Süßigkeitenstreifzug gingen, war Halloween ein echtes Erlebnis.

Da wurde geschminkt und verkleidet und gekreischt und gesammelt und …

Heute sieht die Situation folgendermaßen aus:
Der Kleine – der im Grunde längst nur mehr der Jüngste ist, weil mittlerweile ich mit meinen 176 cm den „Kleinen“-Status übernommen habe – ist mit seiner Clique auf Schauerparty. Oder so was Gespenstisches eben. Jedenfalls nur mit Seinesgleichen, Erwachsene unerwünscht.
Der Große trifft den besten Freund zur gruseligen Computersession. Auch ohne Oldies.

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Wir Teenager-Mütter sind also auf uns gestellt.
Theoretisch.
Praktisch hockt heuer jede von uns wo anders. Die eine hat Kabarettkarten, die zweite fliegt irgendwo in der Weltgeschichte umadum, die dritte ist vom Hausbau erledigt, ich war mit dem Weltschönsten bereits des Nachmittags auf einem letzten anregenden Ausritt vor der Winterpause … also alles eher smooth und schmuselig statt gruselig.

Nichtsdestotrotz erinnere ich mich alle Jahre wieder an mein absolutes Halloween-Highlight bis in alle Halloweenkeiten. Es ist Jahre her, die besten Buben waren klitzeklein und mit ein paar gleichalten und -großen Freunden und uns Mamis unterwegs:

Die knapp meterhohen und putzigst maskierten Kiddies läuteten damals an einem Gartentor und fiepten erwartungsvoll „Süßes oder Sauers!“.
Nach etwa 1,3 Sekunden riss ein älterer – und auch auf den kurzen Blick als ungepflegt identifizierter – Bewohner das straßenseitige Fenster auf, plärrte hinaus:
„SCHLEICHTS EICH MIT EICHERN AMERIKANISCHN SCHAAAASS!!!!!“
und drosch das Fenster derart dröhnend wieder zu, dass die schiache Jalousie zwischen der Doppelglasscheibe noch lange böse nachschaukelt.

Ich seh’ sie jetzt noch schwingen, die grauslichgraue Jalousie. Und erinnere mich, dass wir die konsternierten Kids beschwichtigt haben und eine extra Runde heißen Kakao ausgegeben haben, nicht nur, weil es saukalt war, sondern weil uns allen buchstäblich das Blut in den Adern gefror angesichts solcher Grantlerei.
Jetzt sitze ich, eingewickelt in die Kuscheldecke vorm Fernseher und gucke my beloved „Voice of Germany“, während der Tischkamin flackert und nachdem ich dem Weltschönsten sein Winterbetterl bereitet hab.
Ich gestehe: ich freu‘ mich schon jetzt auf’s kommende Frühjahr.

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