Mit einem „K“ beginnt und einem „q“ endet der Name des Škoda Yeti-Nachfolgers: Kamiq. Damit reiht er sich nach Kodiaq und Karoq als vorerst Jüngster in die tschechische SUV-Familie ein. Darüber hinaus ist er praktisch, vielseitig, großzügig und sparsam zugleich.

TEXT: BEATRIX KECKEIS-HILLER
FOTOS: DANIEL SCHALER, ŠKODA

Škoda hat eine eigene Sicht auf automobile Kreationen. Das wird mit jeder Modell-Novität aufs Neue bewiesen. So wie beim Kamiq, dem bislang jüngsten Mitglied der SUV-Familie, Nachfolger des vielleicht nicht in aller Augen schönen, dennoch überaus erfolgreichen Yeti. Mindestens daran soll der momentan kleinste Crossover der Tschechen anknüpfen. Das recht barock-rundliche Design des Vorläufers hat er weit hinter sich gelassen, optisch pflegt er genauso wie alle Škodas das Prinzip der klaren Linien, angereichert mit kristallinen Elementen. Die wiederum stellen den Bezug her zur langen Geschichte der Marke, deren Ursprung vor 125 Jahren im Hoheitsgebeit der österreichisch-ungarischen Monarchie lag, als „Böhmen noch bei Österreich war“ und als Zentrum des gediegenen Handwerks galt.

KRISTALLINER CHARAKTER

Wobei das nach wie vor gültig ist. Ebenso wie das Herz und Zentrum von Škoda in Mladá Boleslav (ehemals Jungbunzlau) geblieben ist. Es ist auch der Geburtsort des kleinsten, mit 4,21 Metern gar nicht so kleinen Bären-Bruders. Der ist seit rund einem Jahr auf dem Markt, mit dem Auftrag, sich von seinen Technik-Brüdern Seat Arona und VW T-Cross nach Škoda-Manier zu unterscheiden. Nicht nur optisch. Ebenso zum Beispiel durch großzügigeres Raumangebot. Was der Kamiq in Bezug aufs Maximal-Kofferraumvolumen erfüllt: Die 400 Liter in der Basis können auf 1.395 Liter, dank teilbarer Rückbanklehnen, erweitert werden, was der maixmalen Laderaumausdehnung des Fabia Combi entspricht. Zum Vergleich: Der Seat schafft 400 bis 1281, der VW 455 bis 1280 Liter. Dazu kommen die bei den Tschechen üblichen Praxis-Atouts, zusammengefasst unter dem Titel „Simply Clever“. Es ist zwar der Eiskratzer im Tankdeckel momentan nicht das wichtigste Detail, doch im Fall des Falles wär er vorhanden. Etwa, wenn die Reise ins Hochgebirgige führt, wo es auch im Hochsommer zuweilen frostig sein kann.

WETTERFEST UND WEGETÜCHTIG

So hoch hinauf ging es mit dem Kamiq zwar nicht, doch kann auch das Waldviertel unter Einfluss gewaltiger Gewitter eine Challenge sein. Dann, wenn heftige Platz- und Dauerregen dafür sorgen, dass ausgepültes Gestein und Schlamm sowie Erde auch die feinsten Asphaltwege in schlüpfrige Pfade verwandelt. Wetterfestigkeit erwartet man sich ja grundsätzlich, doch ist in diesem Zusammenhang die feine Justierbarkeit und prompt sichtklärende Wirksamkeit der Klimaanlage – im Testfahrzeug eine automatische – erwähnenswert. Auch die unbeirrbare Traktion und Berechenbarkeit der Fahrwerks-Reaktionen.

Die waren im konkreten Fall leistungsmäßig mit einem 1,5-Liter-Turbobenziner unterfüttert. Dieser Motor leistet gehörig bärige 150 PS im Verein mit 250 Newtonmetern Maximal-Drehmoment (ab 1.500 Umdrehungen). Das resultiert jedem der drei Fahrmodi – „Eco“, „Normal“, „Sport“ – in spontanem und sehr munterem Vortrieb. Sortiert werden die Fahrstufen über ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Das passt in der Regel sehr gut zusammen. Nur hin und wieder zeigt sich etwas Verwirrung im System, wenn man dem Antriebsstrang im sportlichsten Fahrprogramm besonders beherzt Leistung abverlangt. Keinerlei Einfluss hat das aufs Federungs- und Dämpfungsverhalten, die Abstimmung ist fein, es werden keine Schläge ausgeteilt, Poltern gibt’s nicht. Dafür feine Leichtfüßigkeit und präzise Dirigierbarkeit.

LEICHTGEWICHTIG UND AUFMERKSAM

Der Kamiq macht sich nicht allzu schwer. In der ausprobierten Variante bringt er 1.277 Kilogramm auf die Waage. Damit haben die Bremsen keinerlei Mühe. Begleitet hat uns der Kamiq über rund achthundert Kilometer. Von allem war etwas dabei. Doch Am wenigsten Stadt, dafür etwa zu gleichen Teilen Bundesstraße und Autobahn. Weder hier noch dort muss man sich hinten anstellen. Und dennoch nicht befürchten, dass einen der Tscheche arm trinkt. Zwar wird das Erreichen des Verbrauchs-Parameterwerts von fünf Litern pro hundert Kilometer (lt. WLTP) möglicherweise nur recht   gelassenen Piloten gelingen. Doch sind 6,5 Liter Benzin in der alltäglichen Praxis, mit teils recht eilig gefahrenen Etappen ein Wert, mit dem sich der Tscheche nicht verstecken muss.

Zu markant-charakteristischem Design, souveränen Fahr- und Praxiseigenschaften, rückenfreundlichem Gestühl (in der ersten Reihe), guter Geräuschdämmung und Talenten für kurze sowie längere Strecken kommt ein ebenso zeitgemäßes wie großzügiges und aufmerksames Konvolut an elektronischen Fahr- und Sicherheitsassistenten (teilweise abschaltbar, siehe aktiver Spurhaltehelfer). Der Umgang mit dem digitalen Cockpit ist easy durchschaubar. Auch die Anordung der Menus und Untermenus des Infotainmentsystems erschließt sich nach vorbereitender Beschäftigung mit den detaillierten Funktionen schnell und klar.

SPENDABEL IM KAPITEL MITGIFT

Reichhaltig ist die Kamiq-Ausstattung, wie bei Škoda üblich, grundsätzlich. Erst recht in der Monte Carlo-Version. Zur Serienmitgift samt kontrastfarbigen Interieur-Dekordetails kommen Sportsitze, rundum LED-Leuchten samt adaptiven Funktionen, Fernlichtassistent, Klimaautomatik, Panorama-Glasdach mit elektrisch betätiger Rollo und Klimaautomatik etc. Im Testfahrezug waren unter anderem addiert: schlüsselloser Zugang & Start, Digital-Cockpit, Navigationssystem, Rückfahrkamera, Ambientebeleuchtung, Parksensoren, E-Fahrersitz und -Heckklappe, Ambientebeleuchtung, justierbares (Sport-)Fahrwerk, 18-Zöller. Was es nicht gibt, an Extra, das ist Allradantrieb, wie bei den Konzernbrüdern Seat Arona und VW T-Cross. Doch mit ausgezeichneter Traktion, ausgewogener Gewichtsverteilung und angehobenem Karosserieniveau (Bodenfreiheit 178 bis 181 Millimeter) ist der kleine Tscheche sehr gut auf weniger alltägliche Fahrverhältnisse – wie beschrieben – vorbereitet.

Škoda Kamiq Monte Carlo TSI ACT DSG
Leistung: 150 PS, 250 Nm
Antrieb: Vorderrad
Getriebe: 7-Stufen-DSG
Verbrauch: 5,0 l Benzin  (lt. WLTP)/6,8 l im Test
Preis: ab 31.100 €, Testfahrzeug: 36.109,26 € (abzgl. NoVA-Bonus: 35.795,26)