Anja Frey-Winkelbauer begann im Verkauf. Lernte das Autogeschäft also von der Pike auf, „die beste Schule, wenn du im Verkauf beginnst.
Heute zählt sie zu den nach wie vor raren Frauen im Topmanagement der Autobranche und ist ergo eine der wenigen Frauen an der Spitze eines, nein im Grunde zweier Automobil-Importeure: Anja Frey-Winkelbauer, seit 1989 im Familienunternehmen Toyota Frey, ist seit 2002 Chefin von Lexus, der Nobelmarke im Toyota-Konzern, und hat seit 2011 auch die Österreichvertretung von Aston Martin über.

Ich hab’ schon lange kein Interview mehr gegeben“, meint die zierliche Lexus-Lady ein klitzekleines wenig aufgeregt, während wir uns – umgeben von traumhaften Schlitten – in der Lexus Hall in Wien 23 für Interview und Fotos positionieren.
Die Frey-Familie ist eher öffentlichkeitsscheu, die Society-Parketts dieses Landes und die Glamour-Scheinwerfer dieser Welt nicht so ihres, obwohl sie aufgrund ihres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Renommees mehr als nur einen Grund für öffentliche Präsenz hätten.
Als Anja Frey-Winkelbauer 2007 den Prix Veuve Clicquot als Unternehmerin des Jahres erhielt, war der Rummel um ihre Person äußerst ungewohnt: „Natürlich war es eine Wertschätzung für meine Arbeit. Aber wichtig sind die Marken“, betont die Lexus-Chefin.

Der Neue

Und so ist der primäre Anlass für unseren Autofrau-Talk auch eines der prächtigen Produkte,  der neue Lexus RC F. Ein Traumwagen, den es nicht nur in den überirdischen Farben Lava orange metallic oder Sonic silber metallic gibt, sondern auch um exorbitante 100.000,– Euro, 98.900,– konkret, aber auf die 1.100,– kommt’s in der Kategorie wohl auch nimmer an.

Der RC F ist ein Hochleistungspsortler und soll der Brückenschlag zwischen dem LFA (im Hintergrund in weiß zu sehen) und den anderen Modellen sein. Ein Fun-Auto, mit Achtzylinder-Motor, das dennoch nicht mehr als 10 Liter verbraucht.

Während Anja Frey-Winkelbauer ganz selbstverständlich und „normal“ die Talente dieses für Normalsterbliche und nicht Lotto-Gewinner an sich völlig unerreichbare Auto (oben in Blau metallic) erklärt, wird doppelt und dreifach deutlich, dass Marketing und Kommunikation ihre Heimat sind. „Das waren immer meine Neigungen, bis heute fühle ich mich in diesem Bereich besonders zuhause.

Allein auf weiter Flur

Dennoch war es 2002, als sie Chefin von Lexus wurde, anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig für die kommunikative Managerin: „Es war und ist eine sehr von Männern dominierte Branche. Ich war oft die einzige Frau bei Meetings. Der Vorteil: Jeder merkt sich dich!

Mittlerweile hat Anja Frey-Winkelbauer im Kernteam von Lexus 15 Mitarbeiter. Sie schätzt Querdenker, Leute, die innovativ sind und etwas Neues ausprobieren wollen. Das kann herausfordernd sein, ist aber auch gut möglich in ihrem Betrieb, denn „wir haben sehr flache Hierarchien. Mir sind Vertrauen, Loyalität und gegenseitige Unterstützung wichtig.

Unterstützung gewährt sie auch Frauen im Unternehmen, denn Anja Frey hat selbst erlebt, was es heißt, voll berufstätig und gleichzeitig auch Mutter zu sein. Auch wenn ihre Kinder mittlerweile 10, 13 und 16 Jahre jung sind und sie seitens der Mutter und Schwiegermutter immer volle Unterstützung erhalten hat, ist ihr die Doppelbelastung sehr wohl bewusst.
Von einer Frauenquote hält sie jedoch nichts, „bei uns zählt primär  die Qualifikation“.

Privat, sofern man das so nennen kann, fährt Anja Frey-Winkelbauer natürlich Lexus, den RX 450 h. Sie mag Komfort im Inneraum und intuitive Bedienung aller Instrumenteich mag nicht erst lange Gebrauchsanweisungen lesen müssen, das Auto muss funktionieren.“

Stets ein Ziel vor Augen

Obwohl die energiegeladene Lady offenbar alles und mehr erreicht hat, gibt es selbstverständlich klar definierte Absichten. „Es macht mich zufrieden, wenn ich Ziele, die ich mir vorgenommen habe, erreiche.
Das große Ziel sind 1000 verkaufte Lexus pro Jahr. Bisher waren es 280, heuer könnten es 400 werden „wir sind auf einem guten Weg, das ist realistisch, weil die Modellpalette mittlerweile sehr breit ist. Zudem haben wir sehr viel Hybrid-Erfahrung, und das ist meiner Meinung nach auch die Zukunft, zwei Antriebe abgestimmt auf die vorhandenen Ressourcen.“

Wenn Anja Frey-Winkelbauer übrigens mal nicht in Sachen PS unterwegs ist, setzt sie – nona – trotzdem auf Pferdestärken: Als die Tochter mit dem Reiten begonnen hat, kam auch die Frau Mama  aufs Pferd und hat sich mittlerweile ein eigenes zugelegt: „Da komme ich richtig runter, bin dort Lehrling, putze das Pferd, sattle es und bekomme beim Reiten meine Anweisungen. Ich kann wunderbar dabei abschalten!

Anja Frey-Winkelbauer im Mobilerap

  • Mein erstes Auto … ein Toyota Starlet. Habe ich zur Matura bekommen, knallrot, mit silbernen Zacken …
  • Bei einem Auto schaue ich zuerst … auf das Design.
  • Die wichtigsten Funktionen beim Auto sind für mich … das ist gar nicht so leicht, Lexus hat alles … hm, also, Rückfahrkamera, Navigation, Freisprecheinrichtung.
  • Mobilsein bedeutet für mich … Unabhängigkeit.
  • Gut Autofahren heißt … jedes Auto bei jedem Wetter in jeder Situation souverän fahren zu können.
  • Bei einer Reifenpanne … ein Lexus hat keine Pannen!
  • Ein Auto muss bei mir immer … ein Hybrid sein.
  • Auf der Autobahn: Gleiten oder Glühen? Gleiten.
  • Wenn mich jemand beim Autofahren schneidet … lächle ich.
  • Vollautomatisiertes Autofahren finde ich … nicht vorstellbar, weil man komplett die Verantwortung abgibt.
  • Aus meinem Autoradio tönt vorwiegend … Superfly.
  • Mit dem Handy am Ohr lenken ist … ein absolutes No-Go.
  • Tempo 130 oder keim Tempolimit auf der Autobahn? … Das ist streckenabhängig. Über den Wechsel beispielsweise finde ich ein Limit sinnvoll, auf einem endlos geraden übersichtlichen Autobahnabschnitt muss es nicht sein.
  • Spitznamen für Autos finde ich … unmöglich.

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